von Michael Walter
Hallo! Ich hoffe Ihr seid alle gesund geblieben in diesem besonderen Jahr!
Wenn ich mein diesjähriges Tourenbuch so anschaue, war es eigentlich gar nicht so schlimm, das Jahr 2020, im Gegenteil: außer Wandern, Radeln und Klettern war ja nichts wirklich „safe“. Einige Berichte von euch sind ja schon eine Weile online und lassen mich lachen im Rückblick. Sie machen Lust und Mut für die Zeit nach dem Lockdown.
Ich hoffe also nicht unbegründet, dass auch 2021 wieder Touren und Kurse möglich sein werden.
Außer der Skidurchquerung der Urner Alpen haben alle geplanten Skitouren noch stattfinden können. Wie immer bereiteten wir uns am Arnberg mit einer Lawinenverschütteten- Suchübung auf einen hoffentlich nie eintretenden Ernstfall vor.
Die Einsteiger- und Genießer- Touren fanden erstmalig um die Rastkogelhütte im Zillertal statt. Der Stützpunkt ist relativ leicht erreicht und bietet leichte Touren und Gipfel ringsum. Der Rastkogel selbst ist nicht zu unterschätzen; die Tour ist lang und am Rückweg wird der sonnenbeschienene Hang weich. So werden die Ski (und Beine) immer schwerer beim Gegenanstieg zur Hütte – das haben alle gemerkt! Gemerkt haben wir uns auch, dass es praktisch nur durch Zufall möglich ist, einen Verschütteten (-Rucksack) trotz LVS- Gerät (weil ausgeschaltet!) wiederzufinden. Die Mehrfach- Verschüttetensuche müssen also Teilnehmer wie auch Organisator nochmals üben!
Von der Faschingstour in die Dolomiten / Martelltal hat Matze schön erzählt „Skitouren im Tal der Erdbeeren“. Und da Zufallspitze und Cevedale und einige andere Gipfel noch nicht erreicht wurden, würde ich die nächste Faschingstour nochmals gern dorthin machen.
Ab März waren gemeinsame Ausfahrten leider nicht mehr möglich, die Schnee-Bedingungen aber blieben sehr einladend. Im Allgäu waren viele Einheimische Skibergsteiger solo oder zu zweit unterwegs und es entfachte sich damals schon eine Diskussion (im Netz) über pro und contra von Bergsport in Zeiten einer Epidemie. Auf der einen Seite die Sportler, für die das Bergsteigen ein wichtiger Teil in ihrem Leben darstellt, auf der anderen Seite die Lockdown-für-alle-Vertreter, die sich sorgen um Zusatzinfektionen durch WC-Benutzung, nahe Begegnung auf Hütten oder in Winterräumen, bei An- Abreise, Zusatzeinsätze von Rettungskräften, usw.
Die gleiche Diskussion ist ja nun in der Saison 2021 wieder zu erwarten. Und ich freue mich, dass der DAV mit seinem Beitrag „Bergsport Ja, aber: mit Abstand und Zurückhaltung!“ eine Stellung bezieht, der ich persönlich nur zustimmen kann.
Der Klettersteige sind weiterhin sehr beliebt und die Klettersteige waren auch 2020 weiterhin der Ort mit vielen Fällen von Bergnot. Unser Kurs im Odenwald ist ein wichtiges Ausbildungsangebot für unsere Mitglieder, die noch keine Erfahrung am Klettersteig haben. Mit dem Rüstzeug sollte dann auch am Berg alles gut laufen!
Im Juni war die erste Alpintour des Sommers geplant; erstmalig eine von Torsten Fischer organisierte Ausfahrt; alles hat geklappt, alle hatten Freude und sind gespannt, was er uns nächstes Jahr vorschlagen wird. (s. auch Bericht von Thorsten Koch zur Steinseehütte)
Die Hochtouren in die Schweiz (Gauligebiet) und in Österreich (Zillertaler) waren anspruchsvoll. Evas und Franzis Berichte und Bilder lassen euch da gut mit eintauchen in diese ganz andere Welt mitten in Europa. Und 2020, ohne Kondensstreifen am Himmel, fühlte sich das Rosenhorn mit 3689m wie ein Himalaya -Gipfel an!
Die Jugendausfahrt in die Schweizer Berge konnten wir dieses Jahr durchführen. Das Wetter war zwar eher schlecht, aber doch konnten wir ganz viele alpine Sachen machen! Matthias, Vielen Dank für die super Organisation und Einsatz!
Alpinklettern war wieder im September dran: In Südtirol waren ein paar schöne Touren möglich. (Bericht von Philipp).
Der Saisonabschluss in Arco sei ein Muss, habe ich letztes Jahr an der Stelle geschrieben. Und so schrieben sich die Interessenten auch heuer wieder emsig mails und Whatsapp hin und her, diesmal nicht, um Wetterprognosen hin und her abzuwägen, sondern um Risikogebiete, Vorschriften und eigenes Empfinden abzuwägen. Letztlich fuhren Ronny und ich in ein nur noch von Österreichern besuchtes Arco, waren in allen Touren alleine, leider auch alleine bei Franca; und mussten auch den Grappa alleine einnehmen. Seltsamerweise waren wir dann in der Route Via “Attraverso la friabilità” (Durch die Brüchigkeit) VI+ oder VI-A0, nicht alleine, sondern konnten den Vorgängern beim Zittern zuschauen. Ebenfalls widerholte sich leider: „An Tag 4 verscheuchte uns das Genuatief nachdrücklich“.
Ende November, täglich schon wieder genervt von den immer gleichen Zahlen-Nachrichten, waren wir nochmal im Kaiser unterwegs und stiegen über den Westgrat auf den Zettenkaiser. Der Blick reichte von den schneebedeckten Tauern im Süden bis weit über den Nebel über Bayern im Norden. Um uns herum: niemand, nichts. Stille.
Der Moment am Gipfel, der ja schon immer sofort entschädigt für die Mühen des Aufstiegs. Aber dieses Mal nochmals verstärkt, im Rückblick auf die gelungenen Touren des Jahres, im Blick hinunter auf die sich von Sorgen zerfressende Welt, empfinde ich ein großes Glück. Ein Glück, das ich euch allen wünschen möchte!
Vorschau 2021:
Wir werden mit alpinen Unternehmungen zu Hause anfangen. Wandern geht immer. Moutainbike auch. Die Steinbrüche im Odenwald bieten auch im Winter schon Möglichkeiten, Fels anzufassen und klettern zu gehen, während sonstige Sportstätten noch geschlossen bleiben müssen.
Wir werden zwar auch draußen keine Kurse während Lockdown anbieten können, aber für geübte Hallenkletterer können wir auch am Fels Touren empfehlen, bzw. auch im Toprope einrichten. Jeweils am letzten Sonntag des Monats wollen wir uns dazu treffen, soweit erlaubt. Um ungesunde Ansammlungen zu vermeiden bitten wir um Voranmeldung. Am 31.12. ist traditionell Miltenberg angesagt; am 31.1. Breuberg-Hainstadt; am 28.2. Bessenbach . Weitere Termine dann im arnbergaktuell 2021.
Text von alpenverein.de:
Bergsport ja, aber: Mit Abstand und Zurückhaltung!
Bergsport ist gesund, fördert die Abwehrkräfte und stärkt die Psyche. Auf Tour in den Bergen lassen sich die Abstandsregeln fast immer gut einhalten. ABER: Die Corona-Lage hat sich in den letzten Tagen und Wochen deutlich verschärft, Deutschland befindet sich im Lockdown. Ziel aller Maßnahmen und Regelungen ist es, die Infektionen durch die Reduktion von Kontakten deutlich zu senken. Dieses Ziel sollte die Bergsportgemeinde nicht konterkarieren – ganz im Gegenteil: Es gilt jetzt, die gesetzlichen Regelungen verantwortungsvoll und klug zu interpretieren. Was bedeutet das?
- Reduziere deine Kontakte so weit wie möglich, auch bei der Anreise!
- Halte Abstand, und zwar mehr als die geforderten 1,5 Meter. Wir treiben Sport, wir atmen stark!
- Das mit dem Abstand gilt auch für die Gipfelrast. Mach Brotzeit an anderer Stelle, wenn am höchsten Punkt zu wenig Platz ist!
- Plane deine Touren klug : Meide beliebte Orte zu beliebten Zeiten!
- Verzichte im Zweifel auch mal. Oder probiere eine Alternative zur Bergtour in Wohnortnähe!
- Schließlich auch sehr wichtig zur Entlastung der Krankenhäuser: Sei zurückhaltend! Unternimm Touren deutlich unter deinem Leistungsniveau!
Ja, es stimmt: Diese Dinge verlangen uns einiges ab. Aber in der aktuellen Situation kommt es auf das Verhalten aller an. Auf das, was jede und jeder einzelne tut – oder eben auch mal lässt.