Das Meiste geht daneben! In den Lienzer Dolomiten hatten wir an jedem der fünf Tage unserer diesjährigen Jugendschulung Gelegenheit uns vom Wahrheitsgehalt dieser Worte zu überzeugen.Nach gefühlt ewig langer Anreise schlugen wir am Tristacher See unsere Zelte auf und wurden bereits das erste Mal von oben nass. Zum Glück war der Schauer nur ein Vorbote. So konnten wir zwischen diesem Regen und dem Weltuntergangsgewitter am Abend noch ein paar Routen im nahen Klettergarten begehen. Motiviert durch die Gitarrenklänge des Gruppenbarden Michael wurden anschließend 38 von Nele, Lenny und Vici handgemachte Semmelknödel gebraten und mit Pilzragout kredenzt. Dass man im fortschreitenden Alter immer weniger Schlaf benötigt, ist allgemein bekannt. Dass Michael allerdings schon nach 2-3 Stunden wieder aufsteht, hat uns dann doch überrascht. Andererseits hat seine Nachtwache sicher einen Teil dazu beigetragen, dass der Sturm nicht unser Kochzelt abgeräumt hat.Am nächsten Morgen wurde die Fahrräder gesattelt und wir fuhren in die Galitzenklamm. Der imposante Klettersteig direkt über dem tosenden Bergbach war den Eintritt in die Klamm auf jeden Fall wert! Anschließend trennte sich die Gruppe. Jene, die sich vom noch regennassen D/E-Klettersteig “Adrenalin” nicht abschrecken ließen, mussten allerdings ihren schlappen Jugendleiter Matze mitnehmen und sich in Geduld üben.Die wunderbare Aussicht war jedoch bald vorbei, aber darüber wollen wir uns nicht aufREGEN. Der Spielplatz der Galitzenklamm hielt den ein oder anderen Gipfel bereit, was wir uns als waschechte Alpinisten nicht entgehen ließen! Der Rückweg wurde bei dem kalt-nassen Wetter paradoxerweise von einem Besuch der örtlichen Eisdiele unterbrochen. Die drei einzigen Heizstrahler des Außenbereichs über unseren Köpfen wurden schnell entdeckt und eingeschaltet. Dadurch (und durch glücklicherweise fehlservierte Crêpes) verweilten wir gerne länger. Mit gefüllten Bäuchen kämpften wir uns auf den Rädern wieder hinauf bis zum Campingplatz. Da wir eh schon bis auf die Knochen nass waren, bot sich es sich an, gleich noch in den See zu springen.Am dritten Tag war für die erste Tageshälfte schönes Wetter gemeldet, bevor dann endgültig der Regen Überhand nehmen sollte. Mehrseillängenklettern – wenn nicht jetzt, wann dann? Die Bügeleisenkante sowie Egerländerkante sind mit einem Dutzend Seillängen und überschaubarer Schwierigkeit wie geschaffen für unsere Ambitionen. Wir wanderten drei Stunden durch eine idyllische Bergwelt, bis wir am Einstieg standen. Unsere vier Seilschaften genossen die Kletterei, die Aussicht und den kompakten Fels bis die Wolken an unsere Wand drängten. Kurz darauf setzten leichter Regen und Hagel ein. Einen kleinen Umweg und eine zerschnittene Bandschlinge später, wärmten wir uns an heißem Kakao in der Karlsbader Hütte.Die letzten zwei Tage standen im Zeichen des Großvenedigers. Nach dem Abbruch der Zelte fuhren wir zum Matreier Tauernhaus, stellten dort den Bus ab und schwangen uns abermals auf die Fahrräder. Nach einigen Kilometern ließen wir auch diese zurück und stiegen über glatt geschliffene Granitplatten und riesige Moränen zur neuen Prager Hütte auf. Die Moral der Gruppe, durch den Regen und den langen Aufstieg etwas zermürbt, besserte sich schlagartig, als sich auf den letzten Metern die Sonne zeigte. Was wäre das morgen für ein Gefühl, wenn wir im Sonnenschein auf dem Gipfel ständen? Wir sollten es nicht erfahren. Um die von Meteoblu dargestellte Wolkendecke unter uns zu lassen, hätte der Großvenediger gut 6000m höher sein müssen. Auf einen Versuch wollten wir es dennoch ankommen lassen. Nach einigen Stunden Aufstieg mit Wind, Kälte, Regen und einer Sichtweite von unter 50m entschieden wir uns, eine gute Stunde vom Gipfel entfernt, umzudrehen. Der Teil des Abstiegs, als wir auf unseren Rädern die letzten Kilometer zum Bus  bergab sausten, entschädigte für das entgangene Gipfelglück.Als Fazit für diese Tour/Schulung möchte ich festhalten:“Es ist besser mit den richtigen Leuten durch den Regen zu laufen, als mit den falschen in der Sonne zu liegen.”

Matthias Erdmann