Der Spätsommer zeigt sich von seiner besten Seite, als wir uns am Freitagnachmittag am Kletterzentrum in Buchen treffen. Luis, Lenny, Vici, Nele und ich stapfen mit großen Rucksäcken bepackt los. Vier Kartenblätter mit teilweise kryptischen Wegbeschreibungen sollen uns zum Odenwälder Trekkingcamp „Bachgeflüster“ führen. Eine gute Stunde später, die Stadt Buchen und das Waldschwimmbad haben wir hinter uns gelassen, offenbart sich das erste Hindernis: der Bach Morre. Flugs sind die Schuhe ausgezogen, die Hosen hochgekrempelt und wir waten durch das kühle Wasser. Ein Flusskrebs staunt über den seltenen Besuch, der sich sogleich die mit Brennnesseln bewachsene Böschung hinaufkämpft. Kurz darauf verlässt uns das Tageslicht und Yannick stößt zu der Gruppe. Über der Glut gebackene Pizza Calzone und heiße Schokobananen lautet das Menü für das Abendessen. Da es in den letzten Tagen geregnet hat, verschwindet unterwegs allerlei Noch-Trockenes und Brennbares in den Taschen. Im Schein unserer Kopflampen geht es mehrere Hundert Meter weglos durch den Wald. Durch die dichten Tannenäste kriechen wir mehr als wir gehen und ich beteuere: Auf der Karte sah der Wald viel harmloser aus!. Leider verpassen wir die beiden auf der Karte vermerkten Hügelgräber. Doch die Motivation in diesem Irrgarten bei spärlichem Licht danach zu suchen hält sich in Grenzen. Geschichten von abenteuerlichen Wildschweinbegegnungen tragen ihren Teil dazu bei. In wechselnder Führung und mit unterschiedlichem Erfolg geht es stattdessen vorbei an grell leuchtenden, ohrenbetäubend lauten Forstmaschinen weiter voran. Die nun folgenden Orientierungsprobleme sind dabei weniger eine Folge der abstrusen Mondsichel-zeigt-nach-Süden-Theorie, sondern der Unaufmerksamkeit und Unterhaltung geschuldet.

Kurz nach 22 Uhr kommen wir am Lagerplatz an. „Rinnsalgeflüster“ wäre allerdings ein treffenderer Name gewesen. Die nächste Herausforderung ist das Feuer für das Abendessen. Zwar fliegt nach einem einzigen Streich Yannicks mit dem Stahl am Magnesiumstab ein Funke auf den gesammelten Reisig und die Birkenrinde, aber das entstehende Feuer droht immer wieder in der Sandsteinfeuerstelle zu ersticken. Erst nachdem die Gruppe ihre Jahresdosis an Rauch und Qualm eingeatmet hat, gelingt es uns die benötigte Glut zu erzeugen. Den knurrenden Magen nur vorrübergehend mit Gummibären und Chips besänftigt gibt es um 2 Uhr schließlich Abend(!)essen. Warum um halb 3 Uhr niemand mehr Lust auf gegrillte Schokobananen hat, frage ich mich heute noch…

Nach einer kurzen Nacht ziehe ich am nächsten Morgen auf Schusters Rappen los und bringe frische Bretzeln und Croissants vom Bäcker mit. So gestärkt werden die Biwaks schnell zusammengepackt und es geht heimwärts. Anstatt 5 Stunden wie am Vortag brauchen wir zurück nur 2 Stunden bis Buchen, aber der Weg ist bei weitem nicht so spannend.