Die diesjährige Jugendschulung hätte uns zum Klettern und Hochtourengehen nach Göschenen in der Schweiz führen sollen. Doch die prognostizierte Neuschneemenge von 15-20cm macht uns einen Strich durch die Rechnung. Da der Wetterbericht auch für den Rest der Alpen Niederschläge meldet, nehmen wir Kurs auf Arco. Sonne, Gelato und abgespeckte Plaisir-/Sportkletterrouten – was will man mehr?

Schnell sind die Zelte auf dem Arco Camping Zoo aufgebaut und noch vor dem Abendessen stehen wir auf dem Colodri und lassen den Blick auf Arco, den Gardasee und den Monte Baldo schweifen. Ein Gelato in der Hand und das Gebimmel der Karabiner in den Ohren schlendern wir durch Arco zurück. Das Kochteam Lucas und Martin kredenzt uns einen üppigen Gruß aus der Badischen Küche: Fleischkäse und Kartoffelsalat. Bis jetzt ist unklar, warum nicht alles aufgegessen wurde. Lag am Eis in Arco oder an der 10kg-Portion für 8 Personen? Jedenfalls haben wir alles vertilgt – die letzten Bissen vier Tage später auf der Heimreise.

Am zweiten Tag stehen Mehrseillängen auf dem Programm. Die 3er-Seilschaft klettert wie vereinbart die Via Sabina (165m, V). Die zweite Seilschaft, bestehend aus 5 Kletterern, steigt ebenfalls ein. Später verpasst sie allerdings den richtigen Abzweig nach der 3. Seillänge und klettert in der Via Cengia Rossa weiter. Es sei soviel gesagt: es waren lange, sonnenreiche Stunden für die fünf. Der Pool auf dem Campingplatz bietet allerdings dafür genau die richtige Erfrischung. Am Nachmittag stellen Martin, Marvin und Matze fest, dass die nach der Aspettando Martino (180m, 5+) obligatorische Querung mitten durch die Wand des Ruppe Secca ihnen noch einmal volle Konzentration abverlangt. 

Am nächsten Tag brechen Regen und ein Temperatursturz über uns herein. Michael bringt morgens Brötchen aus Arco mit: frisch und feucht. Ein Graben um das Gemeinschaftszelt verhindert nasse Füße und viel Tee sowie diverse Kartenspiele einen Lagerkoller. Gegen Nachmittag wird eine Regenpause genutzt und ein Geocaching-Wettbewerb ausgetragen. Hochmotiviert machen sich beide Teams unter Führung ihrer Miltenberge Kapitäne Max und Marvin daran versteckte Behälter mittels GPS zu finden. Michael stellt nach dem Wettbewerb fest, dass es für ihn und sein siegreiches Team (mit Max, Nele und Martin) eigentlich ein 1,5-stündiger Querfeldein-Lauf war. 

Am letzten Tag vor der Rückfahrt ist Petrus uns wieder wohlgesonnen. Es wird durch Olivenhaine gewandert, abgeseilt und geklettert bevor wir über die Via Ferrata Rio Sallagoni eine andere Welt betreten. Einem von Wasserfällen durchsetzten Bach folgen wir in eine Schlucht, die sich bald öffnet und eine tropisch anmutende Vegetation beherbergt. Weiter geht es über Seilbrücken, bis wir bald vor Burg von Drena stehen. Nach einem Eis fahren wir an den Gardasee und spazieren zur Corno di Bo, wo Klippenspringer ihr Können zeigen und imposante Reibungswände zum Träumen anregen.

Nachdem alle die drohende Muskat-Vergiftung von Matzes Backerbsensuppe zum Abendessen wohl überstanden haben, geht es am letzten Tag über einen verschneiten Brennerpass zurück in den Odenwald.

Matthias Erdmann – 22.12.2019