Es ist der letzte Julitag und wegen dem grassierenden Coronavirus fallen für diesen Bergsommer alle Sektionsausfahrten aus. Alle Sektionsausfahrten…? Nein, ein kleines Grüppchen Sektionsmitglieder besteigt an diesem Tag mit Gesichtsmasken und Hygienekonzept ausgestattet den vertrauten weißen Ford Transit und bricht auf nach Göschenen am Gotthardtunnel. Die Anreise könnte wie im Flug vergehen, wenn Matze bloß wüsste, welche Autobahn man Richtung Schweiz nehmen muss, und Michael auf ein kleines Sightseeing in Zürichs autobahnnahen Bezirken verzichtet hätte. Die Ankunft am Zeltplatz in Göschen lassen die Jugendlichen die Strapazen und die sengende Hitze Baden-Württembergs (38°C) vergessen. Schnell sind die Zelte aufgebaut und schon geht es an den Fels. Der Granit ist ungewohnt aber griffig, die Aussicht wunderschön und so sind die 3-4 Seillängen schneller vorbei als man es sich wünscht. Abends legt Jugendleiterin Santa die Messlatte für alle folgenden Abendessen-Kochteams sehr hoch und kredenzt einen Gruß aus dem Odenwald inkl. Grünkernküchle und Kartoffeln aus eigenem Anbau.

Die Nacht dauert nur wenige Stunden, da eine Kaltfront gegen Mittag eintreffen und das Wetter der nächsten Tage bestimmen soll. Das Zeitfenster für eine Hochtour ist also klein. Dennoch wollen wir einen Versuch wagen und stehen Punkt 6 Uhr am Fuße des Tierbergli (2090m). Das Coronavirus hat auch hier seine Spur hinterlassen: die komplette Schotterstraße ist voll mit Wohnmobilen und ausgebauten Bussen. Herannahende Wolken und die fehlende Akklimatisierung lassen unser Ziel vom Sustenhorn um 400 Höhenmeter auf den Vorder Tierberg (3090m) schrumpfen. Max macht unterwegs nähere Bekanntschaft mit einer Gletscherspalte. Oben angekommen hebt der Blick von unserem sonnigen Gipfel hinüber zum wolkenverhangenen Sustenhorn die Moral. Auf dem Abstieg fallen tatsächlich noch ein paar Regentropfen. Um 15 Uhr fahren wir zurück zum Zeltplatz. Hier würde bei normalen Ausfahrten der Tag enden, nicht jedoch beim JDAV Buchen! Nach einem Bad in einem der nahen Seen, kochen uns Marvin und Max eine minimalistische Variante ihres Vorjahresrezepts: Hot-Dogs reduziert auf die Grundbestandteile Wiener Würstchen, „Brötchen“ und Soße. Diesen Trend weitergedacht sind wir gespannt auf nächstes Jahr! Gestärkt ziehen wir noch einmal los, um zwischen Hauptgang und Dessert noch ein oder zwei Routen zu klettern.

Auch der dritte Tag startet früh. Um 5 Uhr serviert Michael die ersten Cappucinos, denn auch an diesem Tag soll Mittags der Regen einsetzen. Das hält uns nicht davon ab, 2h zur Bergseehütte aufzusteigen, um anschließend der Krokodilklettersteig zu gehen. Es kommt nicht oft vor, dass wie an diesem Tag die Jugendleiter um 15 Uhr Dinge sagen wie „Heute Nachmittag ist frei, da könnt ihr chillen“ (Matze) oder „Ich ziehe heute keine Kletterschuhe mehr an“ (Michael). Aber noch seltener stimmt das auch. Und so stecken wir keine Stunde später also dennoch wieder in den Klettergurten und üben uns im Legen mobiler Sicherungen, dem Piazen und dem Schulterrissklettern. Dingen, die in der Halle einfach zu kurz kommen. Abends trifft dann die Kaltfront ein und bringt Kälte und Graupel mit.

Am nächsten Morgen sehen wir unsere Atemwolken in der Luft und lassen uns von dem ebenfalls zeltenden JDAV Stuttgart inspieren. Warum hier frieren, wenn im Tessin die Sonne scheint? Die Aussicht auf Palmen, meditarranes Flair und Gelato lassen uns die 2h Autofahrt vergessen. In Ponte Brolla wartet (angst)schweißtreibende Plattenkletterei im Granit auf uns. 

Alles in allem war es (wieder einmal) ein schönes Erlebnis mit den Jugendlichen unserer Sektion in der Bergwelt unterwegs zu sein. Was wir und die Teilnehmer von dieser Tour mitnehmen, geht weit über neue Kenntnisse und Fähigkeiten für das Klettern, Wandern, dem Hochtouren- oder Klettersteiggehen hinaus.

Santa, Michael und Matze