Gemeinschaftstour zur Steinseehütte, Tirol

25. bis 28. Juni 2020

Der Wetterbericht für das lange Wochenende versprach halbwegs gutes und stabiles Wetter, daher ging es am Donnerstag in der Früh um 3:30 Uhr los in Richtung Lechtaler Alpen.

Das Hinweisschild zur Steinseehütte ca. 1 km östlich von Zams erreichten wir bereits um 9 Uhr. Nach der abenteuerlichen Fahrt über die enge, holprige Schotterpiste hoch zum Parkplatz an der Alfuzalm konnten wir den Aufstieg zur Steinseehütte, mit Klettersachen, Gepäck und gut versorgt mit zahlreichen Spezialitäten der Metzgerei Hauk in Angriff nehmen.

Das Kletterteam bereit zum Abmarsch auf die Steinseehütte

Nach der 2 stündigen Schlepperei gönnten wir uns erstmal eine Puse auf der Hütte und genossen den Blick in die herrliche Berglandschaft. Die Steinseehütte (2.061 m) liegt unterhalb des gleichnamigen Sees auf einer grünen Terrasse und wird umrahmt von der Parzinn-Gruppe in den Lechtaler Alpen. Die Steinseehütte ist ein idealer Stützpunkt zum Plaisirklettern der gemäßigten Richtung. Die Klettertouren liegen meist in den Schwierigkeitsgraden 3. bis 5. und sind wie die Klettergärten meist hervorragend mit Bohrhaken abgesichert. Nur teilweise muss mit mobilen Sicherungsgeräten nachgebessert werden. Das Gebiet bietet aber auch anspruchsvollere Touren im 6., 7. und 8. Grad. Die Zustiegszeiten liegen bei ca. 0,5 bis 1 Stunde. Schroffe Felsen und steile Wände schaffen die Voraussetzung für alpine Unternehmungen und wunderbare Erlebnisse.

Steinseehütte auf 2.061 m mit Parzinngruppe im Hintergrund

Das frühe Aufstehen hatte sich also gelohnt, bei stabilem Wetter sollte der südwestliche Parzinnturm unser erster Gipfel an diesem Wochenende werden. Am Wandfuß angekommen war der Einstieg schnell gefunden. Franzi, Torsten und Michael machten sich planmäßig in einer Dreierseilschaft an die plaisirmäßige „Ein Stück Himmel“ (V-). Basti und Thorsten versuchten in der „Gusta“ (V-) ihr Glück, so der Plan. Mit einer sauberen Begehung wurde es jedoch nichts. Letztendlich war es dann eine Trilogie aus „In Ricordo di Pauli“, der „Gusta“ und ganz oben „Ein Stück Himmel“. Egal, so musste sich zumindest jeder am Ende in einem engen Kriechspalt beweisen und über die verwendeten Klettertechniken im Spalt konnte man sich beim Abendessen noch köstlich amüsieren.

Am Freitag war dann nach dem Frühstück erstmal eine Regenpause angesagt. Aber wer unseren Michi kennt der weiß, dass in alpinem Gelände kein Tag ungenutzt bleibt und so zogen wir los über die westliche Dremelscharte zur Hanauer Hütte. Ein Kurztrip zur Dremelspitze blieb dem Michi leider aufgrund von Blitz und Donner verwehrt. Torsten entschied sich den Rückweg über die hintere Dremelscharte anzutreten, der Rest der Mannschaft trat den Heimweg über die nördliche Parzinnscharte an.

Das Wetter machte es möglich, dass wir nach dem Abendessen noch in den nahe gelegenen Klettergarten Schneekarle Süd 1 gehen konnten und in der 3 Seillängen Route „Wetter Freunde“ viel Spaß und einen schönen Abschluss fanden.

Am nächsten Tag war das Wetter ausgezeichnet. Basti und Thorsten entschieden sich für den Steinkarturm über die Südwand (V-). In der Südwand – einer tollen Route – befindet man sich in einer gut abgesicherten Kletterei in plattig, geneigtem gut strukturierten Fels. Die Schlüsselseillänge geht durch eine Verschneidung in der 3. Seillänge.

Basti und Thorsten auf dem Gipfel des Steinkarturms

Viel zu schnell war das Ziel nach 6 Seillängen allerdings erreicht, und die Beiden entschieden sich noch für eine gemütliche Nachmittagstour auf den Spiehlerturm über den schönen Normalweg (IV-) in der Westwand (7 Seillängen).

Die spektakulär freistehende Felsnadel ragt markant aus dem Grat und lockt das Herz eines jeden Kletterers. In den ersten fünf Seillängen bewegt man sich in einfacher Kraxelei im 1. – 2. Grad und hat es hauptsächlich mit verblocktem, gerölligem Gehgelände zu tun. Los geht es erst nach der Scharte zu Beginn der fünften Seillänge über eine geneigte Wand hoch zum Standplatz in eine Nische. Über einen kurzen Kamin und eine abgeschmierte Platte geht es dem Gipfel entgegen.

Spielerturm (2.550) mir Blick auf West- und Südwand.

Die drei Amigos Franzi, Torsten und Michael steckten sich zum Ziel, in 11 Seillängen den „Weg der Freunde“ auf die HG-Spitze (VI-) anzugehen. Bei bestem Bergwetter überquerten sie auf dem Weg zur Kletterroute ein kleines Schneefeld, welches sich noch vom letzten Winter erhalten hatte. Danach begann das bereits gewohnte Gekraxel über ein Geröllfeld. Der Einstieg zur Kletterroute war schnell gefunden.

Am Einstieg zum „Weg der Freunde“ auf die HG-Spitze

Die erste Seillänge verlief im dritten Grad und lag in einer Rinne. Anschließend ging der Spaß gleich richtig los, denn bereits in der zweiten Seillänge befand sich die Schlüsselstelle (VI-). Michi stieg diese elegant vor. Der ein oder andere Nachsteiger hatte seinen Kampf damit. Gleich nach der Schlüsselstelle führte die Route zwei Seillängen lang durch eine senkrechte, recht ausgesetzte Verschneidung. Hier hatte auch so jeder seine eigene Philosophie über die Art der Kletterei. „Saubere Genusskletterei“ oder „Drecks brüchiger, nasser Fells“ hörte man hier und da rufen. Anschließend stiegen wir durch einen Kamin. Drei weitere Seillängen verliefen im dritten bis vierten Grad. Hier konnte sich Franzi richtig austoben und stieg diese Seillängen gekonnt vor. Am ersten Vorgipfel, wurde das Gelände wiederum anspruchsvoller und auch ausgesetzter. Schöne klassische Seillängen im fünften Grad folgten, bis der Gipfel der HG-Spitze erreicht war.

Franzi und Torsten im Weg der Freunde

Nach kurzem Verweilen auf dem Gipfel, begannen wir mit dem Abstieg, welcher sich als etwas abenteuerlich herausstellen sollte. Nach dem ersten Abseilen in eine Schuttrinne, welche zwischen den beiden Gipfeln lag mussten wir feststellen, dass die beiden 50 m Halbseile zu kurz waren. Also ging es wieder zurück zu einem zwischen liegenden Standplatz. Danach ging es über ein 40 m langes Band mit Hilfe von selbst gelegten mobilen Sicherungsgerät zurück zum Vorgipfel. Über den Vorgipfel war es auch nicht so leicht, da das Seil sich ständig verfing und hängen blieb. Die restliche Strecke war entspannt. Teils wurde abgeseilt, teils abgelassen. Alles in allem war es eine spannende, anstrengende und schöne Unternehmung, welche wir bestimmt noch lange in Erinnerung behalten werden.

Am Sonntag sollte es dann eher was Kürzeres sein, da der Heimweg schon wieder bevor stand. Franzi und Torsten entschieden sich für den Normalweg auf den Spielerturm. Basti, Michael und Thorsten wollten den Spiehlerturm über die Südwand (VI-) in 7 Seillängen erklimmen. Die Kletterei in der Südwand ist relativ inhomogen. In der letzten Seillänge wird einem in einer engen Verschneidung nochmal alles abverlangt.

Nach dem Abstieg der beiden Seilschaften und einem leckeren Kaiserschmarren auf der Hüttenterrasse mussten wir leider wieder den Weg ins Tal antreten. Schade, dass Klettern in den Lechtalern hat viel Spaß gemacht. Gerne wieder …

Franzi, Basti, Michael, Torsten und Thorsten