Dieses Jahr sind die Dolomiten, die bleichen Berge als Ziel für die Alpinausfahrt auserkoren. Aufgrund der bescheidenen Wettervorhersage startet der Kletterer Express zu einer angenehmen Uhrzeit mit Ziel Wolkenstein in Richtung Süden. Geli und Markus, die schon einen Tag vorher angereist sind melden Regen, Nebel und kaum Sicht. Als Alternativprogramm bietet sich vor Ort ein Wandertag rund um den Langkofel an.

Die Hoffnung, unterwegs noch die ein oder andere Tour an Nassereith oder an der Martinswand abzuknipsen wird leider vom Regen weggeschwemmt.

In Wolkenstein angekommen beziehen wir eine Ferienwohnung mit Blick auf den Sellapass am oberen Ortsrand.

Sogleich beginnen die Planungen für die nächsten Tage, welche Tour ist zu empfehlen, wer klettert mit wem, welche Ausrüstung wird benötigt, wo parkt man am besten…

Zum Abendessen empfiehlt Geli die Pizzeria in der Eissporthalle in Wolkenstein. Sehr lecker.

Am nächsten Tag fahren wir früh mit zwei Autos zum Sellapass und Parken kurz vor der Passhöhe am Straßenrand. Nachdem wir das Material im Rucksack verstaut haben geht es los in Richtung Ciavazes Südwand.

Seilschaft Geli und Markus klettern die „Schubert“. Michael und Thorsten haben sich die „große Micheluzzi“ Richtung Gamsband vorgenommen. Hajö und ich besteigen den ersten und zweiten Sellaturm, einfache Kletterei in sehr gutem Fels so dass man sich voll auf die Wegfindung und das legen von Sicherungen konzentrieren kann.

Da für Mittwoch der beste Tag der Woche gemeldet ist, nehmen wir uns hier längste Tour vor. Es soll auf Sassolungo, den Langkofel gehen, einen ausgewachsenen 3000er. Michael und Geli klettern Nordseitig die „Pichel“. Thorsten, Hajö und ich entscheiden uns für den spektakulären Normalweg. Da die Wegfindung auf dieser ausdauernd langen Tour eine der Hauptschwierigkeiten ist entscheiden wir uns mit der ersten Bahn auf die Demezscharte zu fahren (allein die Fahrt mit dieser 2 Personen Gondelbahn ist ein Erlebnis) um so eventuell weitere Personen vor uns zu haben denen man folgen kann.

Auf dem Fasaner Band laufen wir auch auf mehrere Bergführer mit Gästen auf und folgen diesen durch das Labyrinth aus Türmen, Schluchten und Bändern. Viele Passagen werden frei geklettert. Erst im schwierigeren Gelände entscheiden wir uns für das gehen am gleitenden Seil mit einhängten Zwischensicherungen, hier verwenden wir die von den Bergführern vorgesehenen Haken. Nach dem Fasaner Band geht es über den Rest des Lankofelferners in Richtung Eisrinne. Die Eisrinne umklettern wir beim Aufstieg auf der linken Seite. Nach dem Überschreiten der Scharte kommt man in das Amphitheater welches seinem Namen voll und ganz gerecht wird, ein gigantischer Felskessel der sich auf eine Seite öffnet und ein phantastisches Panorama in Richtung Rosengarten bietet. Im Anschluss geht es durch die sogenannte Führerrinne weiter steil hinauf. Hier sorgen die voraus kletternden Seilschaften immer wieder für Steinschlag so dass man sich immer wieder Deckung suchend an die Felsen kauern muss.

Nachdem man die Führerrinne erklommen hat kommt man auf dem Weg zum gelben Turm an der Biwak Schachtel vorbei. Hier staut es sich schon, weil die ersten Seilschaften schon wieder abseilend auf dem Rückweg sind. Wir sehen den Gipfel und haben noch etwa eine Stunde Gratkletterei vor uns, wenn kein Stau ist… So entscheiden wir uns schweren Herzens hier umzukehren. Der Abstiegsweg ist derselbe wie der Aufstiegsweg wobei wir den Weg durch die Eisrinne wählen. Dies ist im Nachhinein nicht zu empfehlen, denn durch das stark zurückgegangene Eisniveau liegen die Abseilringe teilweise sehr hoch, sind schwer zu finden und müssen angeklettert werden. Der weitere Rückweg durch das Felsenlabyrinth ist vom Aufstieg bekannt aber sehr lange. Zurück auf der Demezscharte erleben wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang welcher den Sellastock, die Marmolata und den Langkofel sehr fotogen in Szene setzt. Da wir die letzte Bahn hinab verpasst haben dürfen wir den Abstieg noch auf Schusters Rappen bewältigen. Da unsere Fahrgemeinschaft noch nicht komplett ist entscheiden wir uns direkt auf dem Pass essen zu gehen. Geli und Michael stoßen später zu uns und wir sind uns alle einig, dass wir es am nächsten Tag „etwas entspannter“ angehen lassen.

Da das Wetter etwas durchwachsen ist machen wir donnerstags eine Wanderung ins malerische Langental und durchstöbern nachmittags die Läden der Innenstadt von Wolkenstein.

Freitags machen sich Hajö und ich mit dem Ziel Torre Firenze zu Fuss auf in Richtung Juac Hütte. Geli, Thorsten und Michael klettern die Dibona. Hajö und ich entscheiden uns aufgrund der Nässe am Fels kurzfristig den Hüttengrat am Juacturm zu klettern, diese ist etwas besser abgesichert. Nachmittags gibt es an der Steviahütte einen leckeren Kaiserschmarrn mit Ausblick Richtung Sellastock.

Am Samstag fährt Michael mit dem Mountainbike die Sellarunde, Thorsten und Geli klettern die Dr. Scintilla, Hajö und ich gehen die vom Vortag noch offene „Glück“ auf den Torre Firenze.

Am Sonntag fahren wir mit vielen Erinnerungen und Erfahrungen (Der gelbe Camalot muss mit… Der Langkofel ist eine lange Tour… 4er in Zustiegschuhen geht… Der Abstieg kann auch sehr steil sein… ) im Gepäck wieder zurück nach Hause. Die Dolomiten sind trotz der langen Anreise eine Tour wert, klassische Alpinrouten, schwere Sportklettertouren, leckere Pizza in Verbindung mit der fantastischen Aussicht lassen eine Woche wie im Fluge vergehen.

Wir kommen bestimmt wieder.

Verfasser: Philipp Schell